Ist das überhaupt möglich? In einer Ehe ist man ja dazu verpflichtet, immer für den anderen da zu sein. Manchmal habe ich aber keine Lust, vor allem wenn wir uns an dem Tag gestritten haben und es noch nicht geklärt ist. Aber mein Mann zwingt mich dann oft, trotzdem mit ihm zu schlafen. Es tut dann unheimlich weh und ich blute danach auch viel. Ich kann mit niemandem darüber reden. Es ist mir so peinlich und ich habe das Gefühl, dass mit mir etwas falsch ist. Meine Lust auf Sex nimmt auch immer weiter ab, ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal freiwillig mit ihm geschlafen habe. Ich fühle mich ganz allein und weiß nicht, an wen ich mich wenden soll. Am liebsten würde ich einfach im Boden versinken. Aber ich möchte auch für unseren Sohn da sein und ihm ein stabiles Elternhaus bieten. Die Trennung meiner Eltern war das schlimmste Erlebnis in meiner Kindheit. Das möchte ich ihm nicht antun.
Gewalt ist nie in Ordnung
Ja, es ist definitiv möglich in einer Ehe vergewaltigt zu werden. Jede sexuelle Handlung gegen unseren Willen ist ein Fall von sexualisierter Gewalt und muss ernstgenommen werden.
In einer Ehe wünschen wir uns Sicherheit und eine liebevolle Behandlung von unserer Bindungsperson. Du fühlst dich wahrscheinlich benutzt und hintergangen. Und möglicherweise kommen auch Gedanken wie: „Irgendetwas muss mit mir nicht stimmen, dass mir sowas Schlimmes passiert.“ Das ist ein Gedanke, den Opfer von häuslicher Gewalt häufig haben und der dazu führt, dass sie Scham empfinden und mit niemandem drüber reden. Aber du bist auf keinen Fall daran schuld, was dir angetan wird! Das Verhalten deines Mannes ist nicht in Ordnung. Wir können verstehen, dass es dir schwer fällt, mit jemandem aus deinem Umfeld darüber zu reden. Den meisten Opfern von häuslicher Gewalt geht es so, dass sie es lange Zeit für sich behalten. Gründe dafür sind vielfältig. Das kann aus Angst vor dem Täter sein, aus Angst, das perfekte Bild ihrer Ehe nach außen hin zu verlieren, oder als nicht glaubwürdig abgestempelt zu werden.
Es gibt aber Ansprechpartner für Menschen, die genau in deiner Situation sind. Zum Beispiel das Hilfetelefon des Bundesamtes. Hier kannst du dich anonym informieren und Online-Beratung oder auch die Telefonberatung in Anspruch nehmen. In den meisten Städten gibt es auch Beratungsstellen für Frauen und weitere Hilfsangebote.
Du hast die Trennung deiner Eltern als sehr negativ erlebt. Daher ist es verständlich, dass du befürchtest, auch deinem Sohn damit etwas wegzunehmen. Aber es ist auch nicht um jeden Preis sinnvoll, zusammen zu bleiben, denn deine Sicherheit ist für deinen Sohn ebenfalls wichtig.
Wir empfehlen dir wirklich, die Beratungsangebote zu erkunden und in einem persönlichen Gespräch mit auf dieses Thema spezialisierten Personen Hilfe anzunehmen, um eine Entscheidung für dich und deine Familie zu treffen. Wir wünschen dir dabei alles Gute!
Dein Lovie-Team
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