Wie finde ich einen Weg, mit seinem Rückzug umzugehen, ohne mich selbst zu verlieren?

Wie kann ich am besten damit umgehen, wenn mein Partner (wie so oft) auf Distanz geht und sich schließlich komplett zurückzieht? Wie halte ich den Schmerz und die Angst aus, ohne mich selbst zu verlieren? Wie kann ich meine Bedürfnisse klar äußern, ohne Druck auf ihn auszuüben? Und verliere ich an Glaubwürdigkeit, wenn ich diesen Zyklus immer wieder mitmache? Hat unsere Beziehung unter diesen Umständen überhaupt eine Zukunft?

Wir sind seit knapp einem Jahr zusammen (Online-Dating, wir wurden sehr schnell ein Paar). Nach ein paar wunderschönen, innigen Wochen wurde mein Partner zunehmend distanzierter. Als ich ihn darauf ansprach, zog er sich völlig zurück. Erst nach einer guten Woche sahen wir uns wieder – und das Wiedersehen war intensiv, voller Nähe, endloser Küsse, innigem Sex und gemeinsamen Zukunftsplänen. Doch nach einiger Zeit begann alles von vorn: Er wurde emotional zurückhaltender, schrieb nur noch nüchterne Nachrichten, zeigte kaum Zärtlichkeiten und übernahm keine Initiative. Physisch war er jedoch präsent und nach außen hin zuverlässig. Wenn ich das ansprach, folgte der totale Rückzug.

Diesen Zyklus haben wir nun mehrfach durchlaufen. Ich glaube fest daran, dass ihm viel an mir liegt – anfangs hatte ich sogar Angst, er wolle sich ganz trennen. Meistens war ich es, die den Kontakt wieder aufgenommen hat. Jedes Mal war er froh, mich zu sehen, und es folgte wieder ein Hoch – intensiv, voller Liebe und Verbundenheit.

Doch dieser ständige Wechsel belastet mich sehr. Nach jedem Rückzug leide ich unter starkem Liebeskummer und fühle mich regelrecht krank. Ich weiß nie, was richtig ist: Soll ich ihn komplett in Ruhe lassen oder ihm zumindest signalisieren, dass ich da bin? Vor allem, weil ich nie vorhersehen kann, wann der nächste Rückzug kommt. Ich habe schon mehrfach über eine Trennung nachgedacht, aber mein Herz sagt mir, dass er ein guter Mensch ist, der nichts Böses will – sondern einfach nicht anders kann.

Ich selbst bin ein ängstlicher Bindungstyp mit großer Verlustangst. Ich weiß, woher das kommt und bin mir meiner Muster bewusst. Doch jedes Mal, wenn er sich zurückzieht, löst das in mir Angst und „Trennungswut“ aus. Mal verhalte ich mich ebenfalls distanziert, mal baue ich Brücken – ich schwanke zwischen diesen beiden Polen.

Wie finde ich einen Weg, mit dieser Dynamik umzugehen, ohne mich selbst zu verlieren?

Liebe kann ein Raum des Wachstums sein

Vielen Dank, dass du deine Situation so offen schilderst. Es klingt wirklich sehr belastend, immer wieder diese Phasen des Rückzugs und der Ungewissheit zu erleben. Gleichzeitig ist es beeindruckend, wie viel Liebe für deinen Partner und Einsicht in eure Beziehung du mitbringst – das zeigt, wie wichtig dir eure Verbindung ist.

Das wiederholte Rückzugsverhalten deines Partners mag schmerzhaft sein, hat aber wahrscheinlich einen guten Grund in seiner Vergangenheit. Oft sind solche Reaktionen Schutzstrategien, die sich aus früheren Bindungserfahrungen entwickelt haben, um mit Verletzungen umzugehen.

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Liebe kann ein Raum des Wachstums sein, in dem wir gemeinsam mit unserem Partner Verletzungen aus der Vergangenheit heilen. Dafür ist es wichtig, Muster in der Beziehung zu erkennen. Könnte dein Partner sehen, dass ihr beide in einem solchen Muster steckt – einem Kreislauf aus Rückzug, Schmerz und Wiederannäherung?

Die nächste Frage wäre, ob dein Partner bereit und motiviert ist, gemeinsam mit dir diesen Kreislauf zu verstehen und durch Neugier und Mitgefühl die Ursachen dafür zu erkunden. Wenn er offen dafür ist, an der Beziehung und damit gleichzeitig an sich selbst zu arbeiten, könnte eine emotionsfokussierte Paartherapie (EFT) euch dabei unterstützen, sicherer mit euch selbst und miteinander verbunden zu sein und Verbindungsabbrüche als Team zu reparieren. In der Therapie könntet ihr lernen, wie ihr eure Bedürfnisse klarer und verletzlicher kommunizieren könnt, ohne Druck auszuüben, und wie ihr euch gegenseitig in schwierigen Momenten besser unterstützt.

Wir wünschen dir viel Kraft und Klarheit für deinen Weg – und wenn du weitere Fragen hast, lass es uns gerne wissen.

Liebe Grüße
Lovie

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